Typisch für meine Region: Wetzsteinklöße

16. Januar 2015

Ein tolles Dauerevent hat die liebe Kebo von kebo homing am 01. Januar ausgerufen. Es heißt "Typisch für..." und hier bekommt ihr alle Infos, falls auch ihr dabei sein möchtet. Der Januar steht unter dem Motto: Typisch für meine Stadt/Region.
Da ich hier einen Foodblog habe, gibt es natürlich nichts Gebasteltes sondern ein Rezept und endlich mal wieder einen Beitrag, den ich unter "Essen aus Hessen" abspeichern kann.

Ich hatte das große Glück in einem Haushalt mit drei Generationen aufzuwachsen und meine Omi hat viel für uns alle gekocht. Deshalb kommen auch heute noch regelmäßig ihre Klassiker auf den Tisch. Vieles habe ich in den letzten Monaten schon verbloggt, zum Beispiel die Gille Schnirre, Mariechens Prinzregententorte oder ihre Feine Klöße zu gleichen Teilen.

Doch was ist typisch für unsere Region?
Da habe ich erstmal ein paar Mittelhessen befragt und die Antworten haben sich doch ziemlich gedeckt. Da wurde der "Schmierschelkuche" genannt, ein mal süßer, mal herzhafter Kuchen, den auch meine Oma früher regelmäßig im örtlichen Backhaus gebacken hat und den ich euch bald genauer vorstellen werde.

Ebenfalls ganz hoch im Ranking waren "Schlawwerjux", "Kochkäse", "Grüne Soße" und "Eierpfannkuchen". Gefolgt von "Dulges", "Schlumpeweck", "Bunnesupp", "Krautwickel", "Handkäs mit Musik", "Grießklöß", und, und, und.
Vielen Dank an alle für den Input. Worauf ich allerdings richtig Lust hatte und was einige von euch ebenfalls genannt haben, waren die Wetzsteinklöße

Wetzstaakließ

Während meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass diese beliebten Klöße viele Namen haben. Beim einen heißen sie Buwespitzchen oder Spatzekließ, beim anderen Philipper oder Lange Kließ und bei uns sind es die "Wetzstaakließ" also Wetzsteinklöße.
Den Name haben sie wohl bekommen, weil sie nicht nur die Form sondern auch die gräulich-beige Farbe eines Wetzsteins haben. In unserem Gartenhäuschen, dem ehemaligen Arbeitsplatz meines Opis und der heutige Kreativwerkstatt meines Paps, haben wir tatsächlich noch einen alten Wetzstein gefunden. Dieser wurde früher zum Schleifen von Sicheln und Sensen benutzt.

Mir ist der essbare Wetzstein doch sehr viel lieber und mit dem ersten Bissen war ich wieder Kind.
Meine Mam wusste noch zu erzählen, dass meine Uroma als 14-Jährige einmal ein Wetzsteinklößewettessen mit ihren Brüdern veranstaltet hat.
Damals waren die Klöße und Beilagen noch sehr viel gehaltvoller. Man aß sie oft nach dem Schlachten und garte sie in Wurstsuppe. Dazu gab es dann frisch gemachte Specksoße.
Ihr ahnt es schon, meiner lieben Uroma ist es nicht sehr gut ergangen nachdem sie beim Kloßwettessen sage und schreibe 16(!!!) Klöße gegessen hatte.
Leber und Galle waren so angegriffen, dass sie die Symptome einer "Gelbsucht" zeigte. Das Ereignis hatte jedoch keine langfristigen Schäden zur Folge und so lieben wir die Wetzsteine (in abgespeckter Version) noch heute.

Wetzstaakließ

Zutaten:
  • 750g gekochte Pellkartoffeln
  • 500g rohe Kartoffeln
  • 80-100g Mehl
  • 1 Ei
  • 125ml Wasser
  • etwas Salz

außerdem:
  • 2 geräucherte Bratwürstchen
  • 2 große Zwiebeln
  • Apfelmus

Zwiebeln schälen und in Streifen schneiden. Würstchen in Scheiben schneiden und in einer Pfanne anbraten ("auslassen"). Im Wurstfett dann die Zwiebeln glasig dünsten und alles gut miteinander vermischen. Eventuell mit etwas Salz würzen.

Die Pellkartoffeln schälen und kalt reiben (oder durch eine Presse drücken).
Die rohen Kartoffeln ebenfalls schälen und reiben. Dann in einem Geschirrtuch ordentlich ausdrücken. Die Masse muss sehr trocken sein.
Meine Oma hat früher die Kartoffeln in Leinen gegeben und in der Wäschetrommel trocken geschleudert.

Mehl, Wasser, Ei und etwas Salz miteinander verrühren, die zwei Kartoffelnmassen dazu geben und alles zu einem festen Teig verarbeiten.
Wenn dieser Teig zu sehr klebt, kann noch etwas Mehl ergänzt werden.
Mit feuchten Händen werden nun längliche Klöße geformt, die in aufgekochtem Salzwasser nur ziehen dürfen (nicht kochen!) bis sie oben schwimmen.

Die Klöße sollten schwer sein und sich nicht mehr durchbiegen, wenn man sie mit einer Gabel aus dem Wasser nimmt. Zwiebeln und Wurst darüber geben und mit Apfelmus genießen ♥


Wetzstaakließ - Jankes Soulfood


16 Kommentare:

  1. Erst mal klasse, dass du mitmachst... ich hatte ja auf grüne Soße getippt, aber ich bin froh, dass es diese Wetzsteinklöse geworden sind, die habe ich mir grad abgespeichert und werde ich nachkochen, samt Specksauce. Das Apfelmus lass vielleicht weg... Hausmannskost, genau nach meinem Geschmack und Gille Schnirre hat mich auch neugierig gemacht...
    Liebe Grüße aus Südtirol,
    Kebo

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    1. Danke für dein tolles Event Kebo!!!
      Es hat so viel Spaß gemacht in den alten Kochbüchern zu wühlen und die leckeren Klöße zu kochen.... die hätten es ansonsten wohl nicht so schnell auf den Blog geschafft.
      Viel Spaß beim Nachkochen, lass von dir hören, wie sie geschmeckt haben ♥
      Liebste Grüße
      Janke

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  2. Schlawwerjux! Diese Rezeptnamen sind ja wohl der Hammer. Großartig! Schönes Rezept. Im Moment habe ich auch ganz viel Lust auf Traditionell-Herzhaftes.

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    1. Tja ja.... die Hessen und ihre Dialekte... da kommen in Zukunft noch ein paar "lustige" Gerichte ins Soulfood-Archiv, warte mal ab :-)
      Liebe Grüße
      Janke

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  3. am taunus aufgewachsen habe ich hier viel vergessenes wiedergefunden und geschmunzelt - schön! :-)
    lg anja

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    1. Oh schön, liebe Anja. Das freut mich aber sehr ♥
      Liebe Grüße Janke

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  4. Oh man Janke, da läuft mir gerade das Wasser im Mund zusammen. Wie soll ich es da bitte schaffen in nächster Zeit auf leichtere Kost umzusteigen? Ach egal. Wetzsteinklöße stehen auf meinem Plan für nächste Woche, ich hab noch so viele Kartoffeln die 'weg müssen'.
    Viele Grüße aus dem Taunus :)
    Tanja

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    1. Hihihi.... Dankeschön, liebe Tanja ♥ Lass sie dir schmecken.
      Viele Grüße zurück ins Haus Nummer 15 :-)
      Janke

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  5. Das klingt ja super! Ich finde es toll, wenn die alten Rezepte nicht verschwinden und die von der Oma beibehalten werden! ... Dankeschön für das Rezept und dein typisches! ;-)
    Ich habe auch bei Kebo mitgemacht - wenn du magst, kannst du gern mal vorbei schauen. Ich würde mich doll freuen!

    Hab noch einen schönen Sonntag und liebe Grüße
    Nadja

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    1. Hallo liebe Nadja,
      jaaa, die Omas hatten schon eine besondere Art zu kochen, oder?! Ab und an müssen es einfach solche Gerichte sein, die einen an die Kindheit erinnern.
      Ich husche gleich mal zu dir rüber.... :-)
      Bis denni
      Janke

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  6. Hmmmm lecker, ich liebe Knödel, Klöße usw in jeder möglichen Variation. Diese Wetzsteine hören sich sehr, sehr gut an. :)

    Lieben Gruß
    Anita

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    1. Da gehts mir ganz genauso, Anita - ich kann Klöße auch in allen Variationen essen :)
      Die Wetzsteinklöße hatten wir jetzt seeeehr lange nicht, da haben sie gleich nochmal so gut geschmeckt.

      Alles Liebe, ich komm gleich mal bei dir rum, ist auch viiiiiel zu lange her ;-)
      Janke

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  7. Ich liebe die Grüne Sosse meiner Tante - da könnt isch mich neiläschn. Diese Klöße hat sie allerdings noch nie gemacht. Da muss ich sie mal drauf ansprechen. Wie isst man die denn süß?
    So mit Bratwurst und Apfelmus kann ich mir das grad gar nicht vorstellen.
    Liebe Grüße
    Gusta

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    1. Oha... gute Frage!!! In einer süßen Version kenne ich diese Klöße nicht.... hmmmm...
      Wegen des hohen Anteils an rohen Kartoffeln kann ich sie mir jetzt auch nicht mit Zimt und Zucker o.ä. vorstellen.
      Man kann sie am ehesten mit den Thüringer Klößen vergleichen. Ansonsten versuch doch einfach mal nur die Zwiebeln dazu, ohne Bratwurst ;-)
      Liebe Grüße
      Janke

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  8. Klingt megalecker!

    Liebe Grüße aus Berlin
    Doreen

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  9. Dankeschöööön liebe Maren und Grüße zurück in die Hauptstadt :-)

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Über Feedback zu meinen Beiträgen und Rezepten oder einen Gruß freue ich mich immer sehr. Seid so nett und kommentiert mit eurem Namen. Fragen versuche ich zeitnah zu beantworten. Eure Janke

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