Das kommt mir nicht mehr aus der Tüte: Nudel-Schinken-Gratin

16. Juni 2015

Mit 20 bin ich in die große Stadt gezogen. Als Kind vom Land habe ich mir das schönste, große Dorf ausgesucht, das ich bis zu diesem Zeitpunkt kannte: Köln.
Im viereinhalbten Stock fand ich ein großes Zelt. Mein Zimmer war lang, niedrig und hatte auf beiden Seiten Dachschräge mit vier großen Fenstern. Aus einem konnte ich nachts in den Himmel schauen, aus einem anderen fiel unsere Katze bei einem Unwetter vom Dach. Sie hat es Dank der Büsche am Boden ohne Schaden überstanden.
Meine erste Nacht im November war kalt, weil die Heizung ausgefallen war, ein halbes Jahr später wurde mein Zeltzimmer bei Sonnenschein zur Sauna, aber ich habe es geliebt. Ich habe die Stadt geliebt, die Herausforderungen, die durchtanzten Nächte. Ich habe einen Tag im Kino gearbeitet, 1 Monat im Designbüro von Kaufhof und 1 Jahr in einer Internetfirma. Nebenbei habe ich studiert, gelacht, gelebt, geweint, Erfahrungen gesammelt und ich möchte keine Minute dieser Zeit missen.
Kochtechnisch habe ich in meiner WG damals keine Wunder vollbracht. Ich bin als Vegetarier nach Köln und kam als Fleischesser zurück. Zwischendurch gab viel Zwiebelsuppe, zu oft Nudeln und regelmäßig besten Falafel bei Habibi auf der Zülpicher. 

Meine Mitbewohner hatten damals definitiv mehr auf der Pfanne. Da wurde Wirsinggemüse mit Wodkasauce gekocht, Brownies mit dubiosen Kräutern und es kamen die besten mexikanischen Gerichte zustande, die eine duschkabinengroße Küche jemals gesehen hat.
In meiner Schrankseite stand damals fast immer ein Fix-Tütchen für Nudel-Schinken-Gratin. Als Veggie schmeckte mir das auch ohne Schinken. Heute gab es diesen Auflauf und all die Erinnerungen ohne Tüte. 

Bei der lieben Sonja von Amor & Kartoffelsack läuft aktuell ein Blogevent, bei dem es mir eine große Freude ist, dabei zu sein. Unter dem Motto "Koch die Tüte ohne Tüte" werden klassische "Fix-Pülverchen-Gerichte" mit echten Lebensmitteln und Gewürzen umgesetzt. 
Ihr wisst, dass mir dieses Thema wirklich am Herzen liegt, denn diese Pulvergerichte kommen mir längst nicht mehr ins Haus und ich freue mich über jeden, den ich mit meinen Gerichten dazu anregen kann, es mir nachzumachen. Ich will gar nicht den moralischen Zeigefinger heben, aber ermutigen will ich euch schon. Es schmeckt einfach so viel besser ♥

Jankes*Soulfood

Zutaten (für 2-3 Portionen):
  • 150g Nudeln (hier Spiralnudeln)
  • 100g gegrillter Kassler (oder Kochschinken)
  • 50g Käse zum Reiben
  • 1 kleine Zwiebel
  • 8 Blätter frischer ODER 1 TL getrockneter Liebstöckel
  • 8 Stängel Schnittknoblauch ODER 1/2 Knoblauchzehe
  • 8 Stängel frischer oder 1 EL getrockneter Schnittlauch
  • 1 EL Butter
  • 1 EL Mehl
  • Salz & Pfeffer
  • Muskat
  • 200g Sahne + 300ml Wasser
  • 1 Schuß Weißwein (optional)
  • 1 Spritzer Zitronensaft (optional)

Frische Kräuter waschen und klein hacken. Käse reiben. Kassler und Zwiebel in Würfel schneiden.
Butter in einem Topf erhitzen und die Zwiebelwürfel darin andünsten. Nach Belieben mit einem kleinen Schuß Weißwein ablöschen. Mehl einrühren und anschwitzen. Unter Rühren mit Sahne und Wasser aufgießen. Kräuter dazu geben und aufkochen lassen. Kräftig mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen und einen Spritzer Zitronensaft zufügen.

Die ungekochten Nudeln in eine Auflaufform geben, mit den Schinkenwürfeln bestreuen und der Sauce übergießen. Die Nudeln sollten komplett bedeckt sein.
Abschließend mit Käse bedecken.

Im vorgeheizten Backofen auf 175°C Umluft 30 Minuten überbacken, genau wie das "Tütenoriginal". Mmmmhhh.... die Selfmade-Version ist sooooo lecker geworden ♥ Die Sauce, die in die Nudeln kriecht und sie weich macht, der Käse oben knusprig und unten fädenziehend... omnomnom... Ausprobieren Leute!!!

Jankes*Soulfood


12 Kommentare:

  1. Du hast vollkommen recht! Diese Tüten kommen mir auch nicht mehr ins Haus. Und dein Nudel-Schinken-Gratin werde ich auch testen :-)

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    1. Das freut mich sehr, liebe Nadine. Sag Bescheid, wie es dir geschmeckt hat, ja?!
      Liebe Grüße
      Janke

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  2. mhhh das sieht sehr lecker aus.
    Ich mag bitte sofort einen Teller haben :D
    Und Deine Geschichte ist wirklich schön, ich kann mir Deine Zeit im Zelt richtig gut vorstellen.
    Liebe Grüße
    Karina

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    1. Dankeschön für dein liebes Feedback, Karina und viele Grüße an dich zurück.
      Janke

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  3. Das sieht aber lecker aus :)
    Das Tüten-Thema hatten wir gestern erst. Wir wollten gerne Spargelcreme-Suppe essen, weil es schnell gehen sollte bitte aus der Dose. Als ich aber im Laden stand und die Dosen in der Hand hielt, brachte ich es einfach nicht übers Herz diese einzupacken. Also doch schnell frischen Spargel gekauft (ich mein - solange es den noch gibt, sollte man das auch ausnutzen). Dann weiß man jedenfalls auch was drin ist.

    Liebe Grüße,
    Liv

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    1. So sehe ich das auch. Wobei ich glaube (oder hoffe), dass die Suppe aus den Dosen noch mehr mit echtem Spargel zu tun hat, als die Pülverchen aus der Tüte ;-)
      Aber vielleicht bin ich da auch zu naiv...

      Liebste Grüße
      Janke

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. Ohhh Diana, da kamen ein, zwei Beweggründe zusammen, aber die ehrliche Antwort ist wohl, dass ich schlichtweg wieder Appetit auf das ein oder andere Gericht hatte. Ein bisschen was dazu erzähle ich im Text zum Geschmackswandel-Blogevent.
      Vielleicht schreib ich irgendwann nochmal mehr dazu ;-)
      Liebe Grüße
      Janke

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  5. Hallöle,

    mein Freund ist bekennender Tütenliebhaber und das Nudel Schinkel Gratin macht er auch sehr gerne. Seitdem ich bei ihm wohne kocht er das uns auch ab und an mal, dann aber ohne Schinken. Ich möchte aber auch wieder vermehrt von den Tüten weg und bin daher super froh über dein Rezept hier :))

    Liebe Grüße, Sandrina

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    1. Klasse Sandrina, das freut mich. Dann seid ihr die perfekten Testpersonen :-) Berichte unbedingt, wie es euch und vorallem deinem Freund geschmeckt hat!!!
      Liebe Grüße Janke

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  6. Ein ganz, ganz tolles Thema, dass man gar nicht genug publik machen kann!! Wenn ich manchmal sehe, was die Leute so aufs Laufband des Supermarkt legen, kann mir schlecht werden. Dabei geht es so viel einfacher, besser, gesünder und günstiger. Du zeigst es uns gerade, Janke!
    Liebe Grüße Maren

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